Forschung

Zytokine (z.B. Interleukin-6, IL-6) sind Botenstoffe, die als Antwort auf Infektionen oder Verletzungen im Körper ausgeschüttet werden und das Immunsystem regulieren. Sie beeinflussen die Differenzierung und die Aktivierung von Immunzellen und koordinieren Entzündungsreaktionen. Auf diese Weise tragen Zytokine dazu bei, die Homöostase (das Gleichgewicht) des Organismus wiederherzustellen. Sowohl eine Hyperaktivität pro-inflammatorischer Zytokine, als auch eine verminderte Aktivität anti-inflammatorischer Zytokine, führen zu schweren Erkrankungen (z.B. Allergien, Rheuma, Krebs oder Autoimmunkrankheiten). IL-6 ist ein zentraler Induktor der Akut-Phase-Protein Expression in der Leber, reguliert die Differenzierung von B- und T-Zellen, beeinflusst aber auch die Funktion von Blutgefäßen. Des Weiteren dient es als Überlebens- und Differenzierungssignal für neuronale Zellen.

Zytokine binden an membranständige Rezeptoren und aktivieren intrazelluläre Signalkaskaden an deren Ende die Aktivierung von Transkriptionsfaktoren steht. Aktivierte Transkriptionsfaktoren binden im Zellkern an spezifische DNS Segmente und induzieren die Expression von Zielgenen. Die sequenzielle Aktivierung von Signalmolekülen in Signalkaskaden ermöglicht eine schnelle Signalverstärkung, eine komplexe Regulation, sowie die Integration von Signaleingängen, die durch verschiedene lösliche Botenstoffe oder zellulären Stress ausgelöst werden. Die Kommunikation zwischen den Zellen eines Körpers wird durch etliche Faktoren beeinflusst. Dazu gehören die lokale Konzentration der Botenstoffe, die Verfügbarkeit löslicher Rezeptoren und die zelluläre Heterogenität.

Die Stimulation der IL-6-induzierten Signaltransduktion erfolgt über einen Rezeptorkomplex aus dem IL‑6 Rezeptor α (IL-6Rα) und gp130. Nach Bindung von IL‑6 an den Rezeptorkomplex werden mit gp130 assoziierte Tyrosinkinasen (JAK1, JAK2 und TYK2) aktiviert. Daraufhin phosphorylieren diese Kinasen Tyrosylreste im zytoplasmatischen Abschnitt von gp130. Die phosphorylierten Tyrosylreste dienen als Bindemotive für Moleküle, die zur Aktivierung der MAPK (mitogen activated protein kinase) Kaskade, sowie des PI3K (Phosphoinositid-3-Kinase) /mTOR (mammalian target of rapamycin) und des JAK/STAT (signal transducer and activator of signal transduction) Signalweges führen.

Zentrale Elemente der Signaltransduktionswege sind die Aktivierung bzw. Inaktivierung von Proteinen durch Veränderung ihres Phosphorylierungstatus, ihrer Konformation oder ihrer Lokalisation in der Zelle. Eine wichtige Funktion haben hierbei multi-site docking Proteine (z.B. Gab1), die eine Bindungsplattform für Signalmoleküle und regulatorische Proteine bieten. Weiterhin erfüllen regulatorische Proteine essentielle Aufgaben in der Signaltransduktion. Sie modulieren, beenden und integrieren Signalprozesse und tragen dazu bei, dass die Informationsweiterleitung robust ist. Zu den regulatorischen Proteinen gehören Phosphatasen (z.B. SHP2) und Kinaseinhibitoren (z.B. der feed-back Inhibitor SOCS3).

Am Lehrstuhl für Systembiologie interessieren wir uns für folgende Fragestellungen:

  • Wie beeinflusst zelluläre Heterogenität die IL-6-induzierte Signaltransduktion und Genexpression?
  • Welche molekularen Mechanismen tragen zur Robustheit der IL-6-induzierten Signaltransduktion bei?
  • Welchen Einfluss hat IL-6 im Rahmen einer SARS-CoV2 Infektion auf die Funktion der Blutgefäße?
  • Welchen Einfluss haben andere Stimuli (z.B. Glukokortikoide oder Interleukin-1) und zellulärer Stress auf die IL-6-induzierte Signaltransduktion?
  • Wie beeinflusst IL-6 die zelluläre Stressreaktion?
  • Welche Funktion hat das multi-site docking Protein Gab1 in der IL-6-induzierten Signaltransduktion?
  • Wie interagieren die MAPK Kaskade, der PI3K/mTOR und der JAK/STAT Signalweg?    
  • Wie kann die Stimulation eines Signalweges verschiedene physiologische Antworten auslösen?
  • Wie beeinflussen krankheitsassoziierte Mutanten die Signalwege?
  • Wie können neue Strategien zur Bekämpfung entzündlicher Krankheiten aussehen?

Basierend auf quantitativen experimentellen Daten, die am Lehrstuhl für Systembiologie und in Kooperation mit nationalen und internationalen Arbeitsgruppen erhoben werden, entstehen in Zusammenarbeit mit Systemtheoretikern mathematische Modelle. Diese Modelle ermöglichen uns, die komplexen, nichtlinearen Regulationsmechanismen der IL-6-induzierten Signaltransduktion zu verstehen.

Interleukin-6 und Glukokortikoide in der SARS-CoV2 Infektion

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Reduktion der REDD1 Expression durch IL-6

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Robustheit der IL-6 Signaltransduktion

 

SHP2 Robustness

Funktionsdefinition des multi-site docking Proteins Gab1

Gab cartoon

 

Interleukin-6-induziertes classic und trans-signalling

cis trans signalling

Regulation der IL-6-induzierten Genexpression

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Letzte Änderung: 01.08.2024 - Ansprechpartner: Fred Schaper